Tinnitus (Ohrgeräusche) und Hörsturz

Hörsturz und Tinnitus werden im folgenden gemeinsam besprochen, da die Therapie im wesentlichen bei beiden Erkrankungen die gleiche ist. Im Ohr oder im Kopf klingelt, pfeift oder zischt es - Betroffene nehmen Geräusche wahr, die in der Umgebung nicht existieren (Phantomgeräusche). Dieses Phänomen wird als Tinnitus bezeichnet. Beim Hörsturz handelt es sich um den Hörverlust eines oder beider (extrem selten) Ohres. Tinnitus und Hörminderung, beides kann gleichzeitig oder auch alleine auftreten. Formen und Ursachen von Hörsturz und Tinnitus sind manigfaltig. Tinnitus hatten schon berühmte Patienten wie Martin Luther und Vincent van Gogh. Tinnitus war den Ägyptern bereits 5000 vor Christus und in der Antike bekannt, ist also nicht direkt als Zivilisationskrankheit einzustufen. Die Erkrankung wird jedoch begünstigt durch zivilisationsbedingte Geräusche wie Verkehrslärm, Arbeitslärm, laute Konzerte, Diskotheken. Häufig zieht ein Hörsturz Tinnitus nach sich.

Von den vielen Therapiemöglichkeiten sind im Folgenden diejenigen aufgeführt, die am meisten verbreitet sind und evtl. Aussicht auf Erfolg haben (Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass in der Benennung beispielhaft aufgeführter Anwendungsgebiete selbstverständlich keinerlei Heilversprechen oder Garantie einer Linderung oder Verbesserung der benannten Krankheitszustände, Erkrankungen oder Diagnosen liegen kann):

Unbewiesen ist die Wirksamkeit von Akupunktur, Elektroakupunktur, und der neuerdings angebotenen (Soft-)Lasertherapie für das Innenohr. Auch Homöopathie, zusätzliche Vitamingaben sowie eine ganze Fülle von Wirkstoffen in Pillen, Pulvern und Tropfen werden von diversen Herstellern bei Tinnitus empfohlen, jedoch fehlt auch hier der Wirksamkeitsbeleg.
Eine medikamentöse Behandlung macht vor allem in der Akutphase Sinn, kaum in der chronischen Phase. Der medikamentöse Ansatz geht davon aus, dass Tinnitus durch eine Minderdurchblutung des Innenohres bedingt ist, die medikamentös gebessert werden kann. Hierbei kommen Infusionen mit Substanzen, die die Rheologie (Fliesseigenschaften des Blutes verändern), z. B Cortison oral,  Infusionen mit Cortisonzusatz oder die sog. ITI die intratympanale Injektion mit Cortison. Dabei wird Cortison in lokaler Betäubung durch einen kleinen  Stich im Trommelfell in das Mittelohr eingebracht.

Bei Ginkgo biloba (Inhaltsstoffe des Gingkobaumes) gehen die Expertenmeinungen auseinander. Ginkgo verändert die Fliesseigenschaften des Blutes und fördert die Durchblutung. Es gibt Studien, die auf eine positive Wirkung bei Tinnitus hindeuten, wie auch Studien, die keine positiven Effekte fanden.
Lidocain kann Ohrgeräusche mildern oder verhindern - allerdings nur für wenige Minuten (!). Mit einem Lidocain-Test kann geprüft werden, ob und wie der Tinnitus des Betroffenen sich medikamentös beeinflussen lässt.

Calciumantagonisten wie Flunarizin und Nimodipin verbessern die Durchblutung von Nervengewebe wie Innenohr und Gehirn.

Ist der Tinnitus mit Schwindelanfällen wie z.B. beim Menieresyndrom verbunden, können Medikamente mit Histamin hilfreich sein.

Bei manchen Patienten hat sich die hyperbare O2-Therapie als wirksam erwiesen, doch dürfen auch von dieser Methode keine Wunder erwartet werden. Dabei wird unter erhöhtem Druck in einer speziellen Druckkammer über eine Maske reiner Sauerstoff geatmet.

Training/retraining kommt bei chronischem Tinnitus zur Anwendung. Sie setzt die aktive Mitarbeit durch den Betroffenen voraus und sollte über eine Dauer von ca 1-2 Jahren praktiziert werden. Tinnitus wird in dieser Therapieform als Fehlverarbeitung von Hörimpulsen im Gehirn begriffen. Das Training zielt darauf ab, sich (wieder) auf äussere Ohrgeschräusche zu konzentrieren und dem eigenen Tinnitus immer weniger Beachtung zu schenken.

Bei chronischem Tinnitus kommt seit einiger Zeit eine sog. Musiktherapie (Tinnitracks) zur Anwendung, bei der durch eine computergestütze Analyse des Ohrengeräusches eine Tonfolge entwickelt wird, die den Tinnitus positiv beeinflussen kann.

Links zu Patientenorganisationen und Fachgesellschaften:

www.tinnitracks.de

www.tinnitus-liga.de

www.forum-tinnitus.de